Koch und Künstler

Eine piemontesische Legende.

Cesare Giaccone
zählt zu den 10 besten
Köchen der Welt.

Längst bevor SLOW FOOD in die Schlagzeilen 
kam, war er schon der Inbegriff authentischer, regionaler Küche: Cesare Giaccone. Wir haben diesen außergewöhnlichen, 
begnadeten Koch und Künstler auf dem 
Weingut FONTANAFREDDA in Serralunga d‘Alba kennengelernt.

Und man wagt es angesichts der teils grimmigen Miene 
nicht zu glauben: Ein warmherziger Mann, gewiss mit Ecken und Kanten, aber solange alles nach seiner Pfeife tanzt, sehr, sehr verträglich. Eben ein Genie, das seine Menükarten noch eigenhändig malt.

Cesare Giaccone zählt zu den 10 besten Köchen der Welt. Neben vielfacher internationaler Reputation erfuhr er auch in jüngster Zeit, von deutscher Seite her, deutliche Anerkennung. Am 12. Juli 2010 wurde er im Rahmen der INTERNATIONALEN ECKART WITZIGMANN - Preisverleihung für sein Lebenswerk geehrt.

Man betritt ein Restaurant, besucht aber eher eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Als wir Cesare treffen, residiert er im Rahmen eines zeitübergreifenden kulinarischen Projektes im renommierten Ristorante VILLA CONTESSA ROSA im „Weindorf“ FONTANAFREDDA. Ein stimmungsvoller Gastraum, mit nur wenigen in reinem GRANDE-Weiß eingedeckten Tischen, der eindeutig von Cesare und dem riesigem rotem Küchenblock dominiert wird.


In der kardinalroten Küche
regiert der Kaiser.

Hier gibt Cesare eindeutig den (roten) Ton an.
Rührt Suppen und Saucen, schwenkt Gemüse und wirft den Kaisergranat mit Schwung aus der Pfanne auf den vor-
bereiteten GRANDE-Teller. Er rupft die Ente auseinander, bricht die Melone mit bloßen Händen. Währenddessen halten seine Sous-Chefs hinter ihm, in Ehrfurcht erstarrt, bewegungslos die Stellung. Grandioses authentisches Koch-Theater, bei dem man selbst in der heißen Küche vor solcher Kunst Gänsehaut bekommt. Nicht umsonst schmückt seine Karten der Titel: Koch und Künstler.

Idol ohne Lorbeerkranz.

Auch ohne Sterne und Hauben ist Cesare Giaccone Vorbild für große Köche. Sie alle sind früher zu ihm nach Albaretto della Torre, hoch über den Weinbergen des Barolo ins RISTORANTE DEI CACCIATORE gepilgert (zu dem er nach seinem „Villa Rosa Gastspiel“ auch wieder zurückkehrt).

Ein hoch dekorierter Sternekoch bringt es auf den Punkt:

„… ein außergewöhnlicher Mann mit einzigartiger Vision. Seine Gerichte sind komplex, aber gleichzeitig einfach. Ihr Geschmack unvergesslich“.

 


… und immer der eigenen Nase nach.

„Alles hat seine Ordnung auch in der Unordnung. Wie
das Leben mit mehr oder weniger wichtigen Erinnerungen. Aber eigentlich gibt es nichts Unwichtiges, alles hat seinen Sinn.“
Wie er philosophiert, so arbeitet er auch:
hochkonzentriert und doch stets offen für spontane Einfälle. „Ich koche nicht nach Rezept, sondern so, wie ich es gerade – im Moment – für richtig befinde.
Ich entscheide aus dem Augenblick heraus wie ich die Akzente setze. Kochen ist eine kreative Sache, keine Routine. Und deswegen isst man bei mir jedes Mal anders. Mal bin ich besser, mal nicht ganz so gut.
Ich bin ja nur ein Mensch.“ Und was für Einer! Danke Cesare, wir sehen uns wieder.

© hartmann-koch.de

2 Kommentare

Kommentare

  1. super bericht und großartiger sinnenzauberer | hat nichts von den mainstreamköchen
    der geputzten riedelromantik | hammer !! danke

  2. ICH KANN KUTTELN NICHT ESSEN, NICHT MAL ANSCHAUEN. ABER CESARE KOCHTE SIE SO, DASS ICH NICHT GENUG DAVON BEKAM. EIN WAHRER MEISTER. WIR HATTEN DAS GLÜCK, DIE ALLEINIGEN GÄSTE AN DIESEM NEBELVERHANGENEN ABEND ZU SEIN. CESARE ERWARTETE UNS VOR SEINEM RESTAURANT. ER BERÜSSTE UNS WIE ALTEN FREUNDE, OBWOHL WIR DAMALS ZUM ERSTEN MAL SEINE GÄSTE WAREN. EIN ZIEGLEIN WAR ÜBER DEM FEUER, UNS WAR SCHNELL KLAR, DASS WIR KEINE SPEISEKARTE BRAUCHEN WERDEN. DIE REISE AUF DIE ER UNS MITNAHM, WAR WIE EINE SCHIFFSREISE OHNE BEKANNTE ZIELE, NUR DER CAPITANO WUSSTE WO’S LANG GEHT, ABER WIR WAREN WIE EINE EINGEFLEISCHTE CREW. WIR HABEN AN GUTEN ORTEN IM PIEMONT UND BEI VIELEN CHEFINNEN UND KÖCHEN GEGESSEN, ABER CESARE IST DER BESTE. AN DIESEM ABEND WAR ER EIN ZAUBERER. ER IST SICHER KEIN SCHWIERIGER MENSCH, WIE ER OFT BESCHRIEBEN WIRD, ER HAT NUR AUCH ANSPRÜCHE AN SEINE GÄSTE, DIE ANSCHEINEND OFT ZU SIMPEL SIND. NOCH HEUTE DENKE ICH, WIR WAREN AUF EINEM FELLINISCHEN KONTINENT. EIN OZEAN LIEGT ZWISCHEN IHM UND DEN NÄCHSTEN GUTEN ANDEREN.

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